Weihbischof Horst Eberlein

„Da gibt’s irgendwo eine Schule, bei Berlin, hätte Horst nicht Lust, da hinzugehen?“

Warum er Christ geworden ist in der atheistisch geprägten DDR? Horst Eberlein denkt zurück. Daran, dass er sich als kleines Kind, das glaubte, immer wohl gefühlt hat. Dass er gläubigen Menschen begegnete, die gut zu ihm waren, die ihn überzeugten, die wichtig für ihn wurden. Und dass eines Tages, als die Frage nach dem weiteren Lebensweg immer drängender wird, der Pfarrer vorbeikommt. Wenig später, ab der 9. Klasse, besucht Horst Eberlein eine Schule am Rande von Berlin, um kirchliches Abitur zu machen.

„Ich habe nie geglaubt, dass das ein Weg sein wird, der mich unglücklich macht, sondern einer, der mich glücklich machen wird.“

Nach dem Abitur 1970 dann Studium der Theologie in Erfurt. Eine schöne Zeit – wenn nur nicht immer gefragt würde: „Wann wirst Du fertig?“ – „Ich weiß nicht, wann ich fertig werde“, lautet stets seine Antwort. Eines Tages geht er in sich: „Was spricht eigentlich dagegen, diesen Weg weiterzugehen?“ Ihm fallen eine Menge Vorbehalte ein: Das wirst du nicht können. Das wird dir schwerfallen. Wie wird das mit dem Alleinsein auf diesem Weg? Wirst Du predigen können? Bis ihm klar wird: Das sind alles keine Argumente! Und natürlich haben auch andere ihm Mut gemacht. Insgesamt hat es fast 12 Jahre gedauert, bis Horst Eberlein an dem Punkt war, an dem er sagen konnte: „Ich geh’ diesen Weg, ich lass’ mich rufen.“ Etwas in ihm brauchte Zeit, zu wachsen – so sieht er es.

„ ‚Jesus, sei mir Jesus!‘ – das ist für mich etwas ganz Wichtiges.“

„Die Berufung – das ist etwas, das nie aufhört.“

Wenn Weihbischof Eberlein über die Berufung des Menschen predigt, z.B. vor Firmlingen, gebraucht er oft das (Ikonen-)Bild von Christus und Menas. Ihm scheint, dass Christus den Menas umfängt und zu ihm sagt: „Dein Weg ist mein Weg.“ Weitergedacht, entsteht für ihn daraus ein Gebet: „Jesus, Dein Weg ist mein Weg. Jesus, mein Weg ist Dein Weg.“ Christus ist für ihn immer wieder neu der Grund, morgens aufzustehen und sich in den Tag gerufen zu wissen.

„Die Berufung als Priester ist nie am Ende. Jedenfalls nicht für mich. ‚Jetzt hast Du alles erlebt, jetzt hast Du alles getan, hast schon alles gesagt’ – das ist nie der Fall.“

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Lieblingsstellen in der Bibel:

Alle, zu denen Jesus etwas sagt wie „Folge mir!“ oder „Tu das!“ Seine Mutter sagte zu den Bediensteten: „Tut, was er euch sagt!“ Wenn der Weihbischof dieses Wort wirklich für sich nimmt – „Tu, was Jesus dir sagt!“ – ist für ihn „da ganz viel drin, was eigentlich nicht aufhört.“

Was durch den Tag trägt

Für ihn als Priester ist es immer wichtig, das Gebet in den Tagesrhythmus mit einzubauen. Seit seinen Kaplan-Zeiten pflegt Horst Eberlein das kurze Gebet zwischendurch oder das Mittagsgebet mit allen zusammen im Pfarrhaus. Auch die tägliche Eucharistiefeier trägt ihn „ganz, ganz stark“. Einigermaßen regelmäßiges Essen kommt oft zu kurz, da er als Weihbischof viel unterwegs ist. Überhaupt: das Essen. Am liebsten speist der Weihbischof in Gesellschaft, deshalb lädt er sich oft Gäste ein.

Das „neue“ Leben als Weihbischof

Firmungen, Visitationen, die Teilnahme an Versammlungen der Deutschen Bischofskonferenz, bei Sitzungen von Kommissionen und Beratungsgremien des Erzbischofs, nicht zu vergessen die wichtige Aufgabe, mit zu überlegen, wie der spirituelle Anteile der Caritas-Arbeit lebendig bleiben bzw. sich weiter entfalten kann – die Tätigkeiten des Weihbischofs sind vielseitig und zeitintensiv. Horst Eberlein ist „viel, viel“ unterwegs, aber: „Ich weiß noch, wo ich nach Hause komme.“

Priester werden?

Es gibt viele Möglichkeiten, Berufung in der katholischen Kirche zu leben. Im Beruf des Priesters, so sieht es der Weihbischof des Erzbistums Hamburg, kann man sich in besonderer Weise als Person voll einzubringen. Seine Bitte an junge Männer, die als Christen engagiert leben möchten: Sich Gedanken zu machen, ob nicht Priester-Sein die Berufung wäre, die Verwirklichung des Lebens.

„Mitmenschlichkeit, Spiritualität und die ganz konkreten Aufgaben, die ich als Priester habe, prägen mein Leben – jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr.“

Die geistliche Frage eines jeden Menschen

„Jesus, was willst Du von mir?“ – Horst Eberlein glaubt, dass wir uns schwertun mit dieser Frage. Auch mit der Bitte, die dazugehört: „Lass mich erkennen, was Du von mir willst!“ Und er ist sicher, dass, wenn wir diese Frage zulassen, auch die Frage nach der Berufung auftaucht. Nach der Berufung, wie Jesus sie ausgedrückt hat mit „Folge mir!“ Weihbischof Horst Eberlein wünscht sich, dass jeder sich mit dieser Frage auseinandersetzt. „Dann“, ist er überzeugt, „wird es immer Menschen geben, die dem Ruf Jesu folgen und bedingungslos sagen: Ja!“