Michaela Schultz

Von Spontaneität und Glück

Der Studienplatz für Jura ist sicher, als Michaela Schultz sich „aus einer Laune heraus“ für Theologie entscheidet und ihr Studium in Bonn beginnt. Mit der Option, nach einem Semester abzubrechen, wenn’s nicht gefällt. Doch es ist „wahnsinnig spannend“, die Sprachen machen ihr viel Spaß, und Dogmatik und Fundamentaltheologie sind für sie viel faszinierender als das juristische Denken. Pastoralreferentin zu werden, das konnte sie sich dennoch lange nicht vorstellen. Aber als sie merkt, dass sie wirklich mit Menschen arbeiten möchte, bewirbt sie sich. Ein einziges Mal. Und sie hat Glück: Das Erzbistum Hamburg stellte sie ein – sofort.

Stationen und Schwerpunkte

Assistenzzeit in Bordesholm, die erste Planstelle zur Hälfte in Ratzeburg, in der Gemeinde, wo sie viel Jugendarbeit macht, und zur Hälfte in Mölln, im Don-Bosco-Haus, einer Einrichtung für schwerst mehrfach behinderte Menschen; hier ist sie in der Behindertenseelsorge tätig, aber auch in der Seelsorge der Mitarbeiter. Seit dem 1. September 2017 eine neue Stelle in Lübeck, Schwerpunkt: Firmvorbereitung. Michaela Schultz ist begeistert. Es gilt, das neue Firmkonzept zu erproben, das für ganz Lübeck entwickelt wurde. Doch Firmvorbereitung hört für sie nicht mit der Firmung auf. Sie will sehen: Wie geht es mit den Jugendlichen weiter? Haben sie Lust auf Jugendfreizeiten? Möchten sie als Gruppenleiter mit auf Freizeiten fahren? Deshalb will sie auch mit dem jugendpastoralen Zentrum in St. Birgitta zusammenarbeiten. Und kümmern möchte sie sich auch um die Kinder, die Erstkommunion hatten. Denn bis zur Firmung ist es dann ja noch eine Weile hin. Welche Angebote kann man „für dazwischen“ machen? Das wird sie zusammen mit der Kollegin erarbeiten, die jetzt für die Erstkommunion zuständig ist.

„Wenn man für Kirche arbeitet, dann ist das kein normaler Job.“

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Das neue Firmkonzept in Lübeck

11 katholische Gemeinden in Lübeck, rund 170 Jugendliche – wie kann da eine gute Firmvorbereitung gelingen? Entwickelt wurden 4 Basiskurse, um die Grundlagen zu vertiefen. Und Module, die darüber hinausgehen, zum Beispiel: Kirche in der Welt, die Arbeit eines Gefängnisseelsorgers, die Arbeit eines Krankenhausseelsorgers, die Besichtigung eines Kolumbariums in Hamburg, der Besuch des Stasi-Untersuchungsgefängnisses in Schwerin, auch Themen wie interreligiöser ökumenischer Dialog. „Wir werden viel unterwegs sein im Rahmen der Firmvorbereitung“, freut sich Michaela Schultz, „und danach hoffentlich auch wieder auf ganz vielen Freizeiten.“

„Jeder Tag ist anders, das ist das Spannende“

Wenn Michaela Schultz morgens mit der Arbeit beginnt, dann weiß sie nicht, wie der Tag endet, auch nicht, wann er endet. Das findet sie toll. Und freut sich, dass sie viel unterwegs sein darf und dass es nie so etwas wie Routine gibt.

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1 Petrus 3, 15)

Wachsen und vorankommen

Michaela Schultz arbeitet „wahnsinnig gerne“ mit Menschen zusammen. Menschen auf ihrem Lebens- und auf ihrem Glaubensweg zu begleiten, ist ihr mittlerweile „unglaublich wichtig“ geworden. Und sie merkt, dass sie selber nicht stehen bleibt, sondern von den Menschen lernt, ein Stück wächst, dass es sie weiterbringt. „Das finde ich so unglaublich schön.“ Die beiden Bibelstellen, die sie seit ihrem Studium begleiten, spiegeln für sie das wider, was sie in ihrem Beruf leben darf: Die Liebe, die Jesus ihr schenkt, darf sie zu den Menschen tragen, und die Hoffnung, die sie erfüllt, mit anderen Menschen teilen. „Das ist ein ganz großes Geschenk!“

„Die Liebe Christi drängt uns.“ (2 Korinther 5, 14)

„Ist das mein Weg? Kann ich den gehen?“

Manchmal hat sie gezweifelt und mit ihrer Berufung gehadert. Im Studium, als sie sich fragte, ob der pastorale Dienst überhaupt etwas für sie sei; und als Berufsanfängerin. Aber sie hat nicht das Handtuch geworfen. Und sie bereut es nicht. Denn sie macht das, was sie macht, viel zu gerne.

„Ich darf zu den Menschen gehen, und die Menschen dürfen zu mir kommen.“

Wandel und Perspektiven

7 Jahre lang war Michaela Schultz, so sieht sie es, ein Tausendsassa, ein Allround-Talent, durfte mit Alt und Jung, Klein und Groß, Krank und Gesund zusammenarbeiten. Jetzt ist sie nur für ein Fachgebiet zuständig. Den Trend zur Spezialisierung sieht sie als Chance, hat aber auch Sorge. Und 10, 15 Jahre weitergedacht? Michaela Schultz sieht zwei Möglichkeiten: „Wir werden uns alle noch viel mehr spezialisieren – oder wir stellen fest, dass das keine gute Idee war, und kehren wieder zu unseren Wurzeln zurück.“ Ob ihr die Vielfalt von früher fehlen wird? Darauf ist Michaela Schultz gespannt. Und meint: „Es kommt ja immer darauf an, was man daraus macht.“

Der Ehemann von Michaela Schultz, Matthias Schultz, ist ebenfalls Pastoralreferent, ebenfalls in Lübeck – und beide sind in der Jugendarbeit tätig. Das bedeutet für beide manchmal lange Arbeitstage und erst spät wieder zu Hause zu sein. Womit schaffen sie einen Ausgleich? Sie reisen gern, kreuz und quer durch die Welt. Familie ist wichtig, Freunde sind wichtig. Sie kochen und klönen gerne. Und wenn Michaela Schultz mal Zeit für sich braucht, dann zieht sie ihre Joggingschuhe an und rennt eine Stunde um die Trave. „Das macht den Kopf wieder frei.“