Laura Gaburro

„Ja, ich möchte christlich leben und ich möchte der katholischen Kirche angehören!“

Als Laura Gaburro diese Entscheidung fällt, ist sie 18 Jahre alt, wird wenig später gefirmt und hat eigentlich vor, ihren Glauben „an einem ruhigen Ort unauffällig zu leben“. Berufsfindung ist zu der Zeit natürlich auch ein Thema, und eines Tages kommt ihr der Gedanke: „Ich könnte auch für die Kirche arbeiten.“ Schöne Idee? Erst mal gar nicht, vielmehr großes Erschrecken. Und die Frage: „Bin ich wirklich die Richtige dafür?“ Nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr dann die bewusste Entscheidung für das Studium, aber auch währenddessen immer wieder Zweifel und Fragen. Nicht in Bezug auf den Glauben oder die Überzeugung, für die Kirche arbeiten und etwas bewirken zu können, sondern eher: „Ist es das auch wirklich? Was habe ich noch für Möglichkeiten? Wäre ein anderer Weg vielleicht besser für mich?“ Ihr Studium hat sie als befreiend und horizonterweiternd erlebt. Und mittlerweile ist sie angekommen. Laura Gaburro arbeitet seit 14 Jahren als Gemeindereferentin im Erzbistum Hamburg.

„Ich bin mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt und kann Gottes Wort verkünden. Das Evangelium ist der Grund, auf dem ich stehe.“

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Je nach Moment werden unterschiedliche Bibelverse für sie wichtig. Derzeit ist es: „Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, es ist der Grund, auf dem ihr steht.“ (1. Korintherbrief) Für Laura Gaburro bedeutet dieser Vers immer wieder auch eine Vergewisserung auf die Frage: „Worauf baue ich auf?“

Herausfordernder Alltag

Verheiratet, 3 kleine Kinder – Laura Gaburro und ihr ebenfalls berufstätiger Ehemann müssen immer wieder schauen, dass sie das Tages-Timing gut hinbekommen. Zum Glück ist im pastoralen Dienst eine Kernarbeitszeit von 9 bis 15.30 Uhr kein Problem. Hinzu kommen jedoch auch Abend- und Wochenendtermine. Zusammen mit der jeweiligen Vorbereitung, dem Vordenken, dem Sachenpacken usw. ist es durchaus eine Herausforderung, Familienleben und Berufsalltag in Einklang zu bringen.

Schwerpunkt: Firmvorbereitung

In der Firmvorbereitung ist sie seit 10 Jahren aktiv. Zusammen mit zwei Kolleginnen ist Laura Gaburro in der Pfarrei Franz von Assisi (Kiel) dafür zuständig. Teilweise leiten sie Gruppen und Kurse, sie arbeiten aber auch mit 30 Katecheten zusammen. Zu begeistern, aber auch zu unterstützen und Tipps zu geben, wie man am besten einen Firmkurs aufbaut – darin sieht sie eine der Aufgaben des Teams, manchmal liegt auch das Konzeptionelle ganz in dessen Händen. Was hat sich verändert im Laufe der Jahre? „Früher“, erzählt sie, „wurde viel weniger geplant, vieles war ganz spontan möglich. Kommt heute jemand ad hoc mit einer Idee, muss ich darauf hinweisen, dass die Termine ein Jahr zuvor festgelegt wurden und dass man nicht einfach davon abweichen könne.“ Und: Es gehe bei den Inhalten mehr um den persönlichen Nutzen für die Jugendlichen und die Inhalte, die man ihnen vermitteln möchte – weniger darum, dass die Jugendlichen sich z.B. für ein Gemeindefest engagieren.

Motiviert – trotz allem

Wenn Laura Gaburro darüber nachdenkt, dass sich in den letzten 20 Jahren – also genau der Zeit, in der sie „kirchlich unterwegs ist“ – die Zahl der Gottesdienstbesucher in Kiel halbiert hat, ist das schon eine Herausforderung für ihre Arbeit. Denn sie weiß: „Egal wie gut unsere Firmvorbereitung wird, wir werden es nicht hinkriegen, dass alle 135 Jugendlichen anschließend regelmäßig in die Kirche gehen, dass alle aktiv und überzeugt das Gemeindeleben mit gestalten möchten.“ Dennoch glaubt sie, dass sie und ihr Team den Jugendlichen etwas auf ihrem Weg mitgeben können. Motivierend für sie sind die vielen kleinen Erfolgserlebnisse: Wenn sie den Eindruck hat, dass ein Projekt gut gelaufen ist, wenn sie merkt, dass es möglich ist, im Hier und Jetzt etwas zu gestalten – und „in Sternstunden“ immer wieder mitbekommt, „dass Jesus in unserer Mitte ist, er mit uns geht“.

Lieblingsarbeitsbereich: die Ökumene

Sehr spannend ist für sie das ökumenische Miteinander im weitesten Sinne, und es betrifft ihre Arbeit mehr, als sie vermutet hätte. Zum einen arbeitet sie im Ökumenischen Zentrum – die Katholische Kirchengemeinde St. Birgitta teilt sich seit jeher Kirche und alle Gemeinderäume mit der evangelischen Thomasgemeinde, eine Besonderheit im Erzbistum Hamburg –, zum anderen begleitet Laura Gaburro die katholischen Kindertagesstätten in Kiel. Die ökumenische Zusammenarbeit, vor allem mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde, öffne ihr in manchen Dingen einfach den Blick: „Man kann etwas auch ganz anders sehen oder ganz anders wahrnehmen, als wir es tun, als wir es üblicherweise tun, und trotzdem passt es zu uns.“

Der Trend: Spezialisierung

Laura Gaburro erinnert sich noch gut daran, wie ihr vor 20 Jahren jemand sagte, dass man als Gemeindereferentin in einer Gemeinde „alles“ mache und keinerlei Chancen habe, sich zu verändern. Heute weiß sie: „Jetzt darf ich mich als Expertin für bestimmte Fachbereiche profilieren und dort auch weitere Personen fortbilden, mit auf den Weg nehmen.“ Sie ist überzeugt, dass sich dieser Trend verstärken wird.

Ein guter Rat

Abraten von der Berufswahl Gemeindereferent_in würde Laura Gaburro, wenn z.B. jemand nur Gottes Wort verkünden oder nur in einem sozialen Brennpunkt arbeiten will. Die Arbeit in einer Kirchengemeinde umfasse viel mehr als nur einen Bereich, betont sie, und man könne das gesamte Aufgabenfeld auch nicht von vornherein klar umreißen. Wichtig sei, eine gesamte Gemeinde mit all ihren Menschen im Blick zu behalten, mit allen sozialen Schichten, die dort sind. Und sich nicht gedanklich auf eine bestimmte Vorstellung dieses Berufes zu begrenzen, auch wenn die einem vielleicht besonders am Herzen liegt.