Lars Thies ist Polizeibeamter bei der Bundespolizei. Genauer: Er ist bei der Küstenwache! Vor mehreren Jahren hat der Polizist jedoch noch einen weiteren Ruf gehört. Der zweifache Familienvater hat 2013 den starken Wunsch verspürt, Diakon zu werden. Und das ist er nun.
Nachdem Lars Thies in Bayern aufgewachsen ist, ging er nach dem Abitur zuerst einmal in den Norden Deutschlands. Doch dabei blieb es nicht. Seine Ausbildung zum Polizeibeamten und auch die Jahre danach brachten ihn immer wieder an neue Orte. Da er bereits als Kind und Jugendlicher viel Kontakt zu seiner Gemeinde hatte, suchte Lars Thies auch nach einem Umzug immer die dortige Kirchengemeine auf. Sie war „die einzige gefühlte Heimat“.
2021 wurde er mit drei weiteren Anwärtern zum „Ständigen Diakon mit Zivilberuf“ im Erzbistum Hamburg geweiht. Seitdem ist er in der Gemeinde St. Vicelin in Eutin eingesetzt. Dass die Ausbildung zum Diakon sieben Jahre lang dauerte, ist nicht normal, sondern liegt an einer Unterbrechung, um die der Polizeibeamte aufgrund der beruflichen Belastung durch die „Flüchtlingskrise“ bat. Danach hat er nochmal neu seine Ausbildung gestartet.
Für den zweifachen Familienvater sind die Beweggründe klar: „Zum einen möchte ich anderen Menschen zeigen, dass Kirche Heimat sein kann; dass Kirche ein Ort sein kann, wo man sich wohlfühlt.“ Doch er möchte mit seiner Arbeit auch „Danke“ sagen, für die Zeit, in der auch er immer eine Heimat bei der Kirche fand und der katholischen Kirche etwas zurückgeben. Sich ehrenamtlich in einer Gemeinde zu engagieren, war ihm nicht genug. Er wollte sozial-diakonisch wirken, klassisch wie die Diakone der Urkirche. Im Erzbistum Hamburg kann er das tun.
Auch in seinem Hauptberuf hat Diakon Lars Thies viel mit den „Rändern der Gesellschaft“, wie er sagt, zu tun. Auch hier sieht er viel Leid, was ihn als Mensch sehr geprägt hat.
„Es gibt zwei Richtungen, in die man dann gehen kann: Entweder man stumpft ab oder man sucht nach Lösungen.“
Diakon Thies hat schnell entschieden, dass er anpacken möchte, etwas verändern will. Und zwar aus seinem Glauben heraus. In der Ausbildung zum Diakon musste er ein soziales Projekt anbieten. Für ihn war klar: Es soll ein Projekt für Kinder sein. Denn im Kindesalter werden häufig die Weichen gestellt für später, so Lars Thies. Mittlerweile ist aus dem Projekt sogar ein eigener Verein entstanden: Der „Christliche Verein Junger Menschen Don Bosco e.V.“ in Ahrensbök in Schleswig-Holstein. Vor der Pandemie fand im Vereinsheim jeden Donnerstagabend ein Selbstverteidigungstraining für Kinder statt. Ganz im Sinne von Don Bosco sollte hier jedes Kind auf seine Kosten kommen. Denn anders als in einem Sportverein sollten hier eben nicht nur die Guten gefördert werden.
Zwei Herausforderungen sieht Diakon Thies in seiner Arbeit. Zuerst einmal muss man die Gruppe ausfindig machen, die die Unterstützung braucht und sie auch erreichen. Und zweitens:
Am liebsten würde Lars Thies das Projekt noch weiter ausbauen. Doch dafür braucht er Mitstreiter und das ist ein Problem. Deutschlandweit bröckeln die Ehrenamtlichen weg. Lars Thies glaubt, dass die Kirche nur eine Chance hat, wenn sie „raus aus ihrem Schneckenhaus“ kommt und wieder eine aufsuchende Kirche wird.
„Ich hoffe tatsächlich, dass wir uns in der Kirche wieder darauf besinnen können, wo unsere Wurzeln liegen.“
Während der Ausbildung hat Lars Thies sich natürlich immer wieder gefragt: Ist das der richtige Weg? Auch das sehr säkularisierte Umfeld in dem er sich bewegt, hat dazu beigetragen. Er hat seinen Glauben hinterfragt und auch seine Berufung. Aber das gehört auch zu solch einer Ausbildung dazu. Doch schließlich war ihm klar: „Ich habe mich bewusst für diesen Weg entschieden, also kann ich ihn auch gehen.“
Seine Kollegen, die eher kirchenfern sind und die „wildesten Bezeichnungen“ für den Diakon haben, wissen sehr wohl, dass sie hier immer ein offenes Ohr finden.
Der Diakon hat keinen Bibelvers, nach dem er handelt, aber ein Leitmotiv: „Da sein, wo man gebraucht wird und tapfer für die Kirche und seinen Glauben einstehen.“ Einfach und gut.