Kein Beruf für normale Menschen?
Dass Sarah Schulte heute Gemeindereferentin in der Pfarrei Seliger Johannes Prassek ist, grenzt an ein Wunder: „Ich hatte nie auf dem Schirm, dass ich Gemeindereferentin werden möchte. Für mich war das noch nicht mal ein Beruf, den man erlernen kann. Ich bin in einer Gemeinde groß geworden, in der es immer Ordensschwestern gab. Das war für mich ein klerikaler Bereich, in dem ganz normale Menschen nichts zu suchen haben“, sagt sie. Als Sarah Schulte nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr machen wollte, rechnete sie mit einer Stelle im Jugendbüro, und landete in einer Gemeinde. „Ich war zuerst schockiert, was soll ich denn jetzt in einer Gemeinde?“ war die erste Reaktion. Doch die Gemeindereferentin vor Ort schaffte es, sie zu begeistern und Sarah Schulte ließ sich auf die Arbeit ein und begann sogar im Anschluss das Studium der Religionspädagogik. Doch ihr Berufungsweg sollte nicht einfach werden.
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Im Studium nahmen die Zweifel zu. Zu der Frage, ob der Beruf der richtige sei, kamen Glaubenszweifel. „Ich stieß auf die harte Realität, und der Kinderglaube zerbrach.“ Aufgeben wollte sie aber nicht, sondern den Beruf in der Realität kennenlernen. Nach der Sendung fühlte sie sich auf dem richtigen Weg, doch die Zweifel kamen zurück. In der Krise nahm sie sich eine Auszeit und fuhr allein zu Exerzitien. Da spürte sie ihre Berufung das erste Mal in ihrem Leben. „Da bin ich Gott begegnet, ich habe mir eigentlich immer so eine Erfahrung gewünscht. Viele Menschen, mit denen man in Kontakt kommt, haben eine spannende Geschichte, und ich habe das eigentlich nicht: ich studiere, ich arbeite, ich lese die Bibel, ich bete, aber irgendwie sprichst du Gott nicht zu mir.“ Als Gott zu ihr sprach, war seine Botschaft klar: „ ,Sarah, du bist gut, wie du bist und ich brauche dich in der Gemeinde.’ Das war für mich eine klare Ansage, die ich brauchte und die mich aus dieser Krise herausgeholt hat.“
Als sie diese Bibelstelle las, sprach Gott zu ihr:
Klare Ansage von Gott
Er sagte zu mir: Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden (Die Sendung Ezechiels: 2,1)
Die Menschen an der Botschaft Jesu teilhaben lassen
An ihrer Arbeit als Gemeindereferentin schätzt Sarah Schulte vor allem die Vielfalt der Tätigkeiten. In ihrem Bereich der Eucharistiekatechese arbeitet sie mit Eltern, Kindern und Jugendlichen und mit vielen Ehrenamtlichen zusammen. „Als Gemeindereferentin hat man vielfältige Möglichkeiten, sich selbst einzubringen und Menschen an der Botschaft Jesu teilhaben zu lassen. Wo erlebt man es denn sonst, dass man sich in einem Bereich so entwickeln kann mit allen Fähigkeiten, die man hat. Das ist doch großartig.“ In Zukunft wird sich der Beruf der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten weiter professionalisieren, davon geht Sarah Schulte aus. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass irgendwann pastorale Mitarbeiter Gemeinden leiten und Ehrenamtliche dazu befähigen, selbst ein Sprachrohr zu sein.“
Lebendiger Stein Gottes
Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst. (Josua 1,9)
Als Sarah Schultes Sohn geboren wurde, wollte sie ihm etwas mit auf den Weg geben und stieß auf den Vers im Buch Josua. „Das habe seitdem auch für mich verinnerlicht. Habe den Mut auch Dinge zu verändern und anders zu machen. Ich bin Gott unheimlich dankbar dafür, dass ich in diesem Jahrhundert geboren bin und dass ich jetzt Kirche mitgestalten darf. Wie hätte ich sonst die Chance gehabt, als lebendiger Stein Gottes die Kirche mit zu verändern.“