Erzbischof Dr. Stefan Heße

Priester, am liebsten sofort

Mit gerade einmal 48 Jahren wurde Stefan Heße zum Bischof von Hamburg geweiht. Der Vorstellung, die die meisten Menschen von einem Erzbischof haben, entspricht er damit nicht. Denn viele Menschen, die ihm begegnen, wundern sich erst einmal darüber, wie jung er ist. Auch auf seinem Berufungsweg konnte es Stefan Heße zunächst nicht schnell genug gehen. Er war bereits vor der ersten Heiligen Kommunion Messdiener, war schon als Kind aktiv in der Gemeinde und hatte bereits im frühen Schulalter den Wunsch, Priester zu werden. Als er dann in Bonn mit dem Theologiestudium begann, wäre er am liebsten sofort zum Priester geweiht worden. „Ich war sehr ungeduldig, aber im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass man eine Vorbereitungszeit hat und fünf Jahre lang studiert. Und am Ende hätte ich mir sogar noch ein bisschen mehr Zeit zum Überlegen gewünscht.“

Sein Wahlspruch zur Bischofsweihe „Bei Gott ist alles möglich.“

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Hoffnung und Zweifel

Obwohl Stefan Heße sich von Gott beim Namen gerufen fühlt und hofft, auf dem richtigen Weg zu sein, gehören Zweifeln für ihn ganz natürlich dazu. „Ich glaube nicht an ein bestimmtes Berufungsereignis der besonderen Art, sondern an Gott, der ruft. Und diesen Gott habe ich nie so in den Händen, dass ich ihn greifen kann und sagen kann: Da habe ich ihn, jetzt stelle ich ihn.“

Erzbischof Heße: „Das sind große Schuhe und in die muss ich täglich neu hineinsteigen.“

Nähe zu Gott und zu den Menschen

Seit fast 25 Jahren ist Stefan Heße Priester, und in dieser Zeit hat sich der Beruf stark verändert. Der Erzbischof ist sich sicher, dass auch in Zukunft weitere Veränderungen auf die Priester zukommen werden. Und doch sieht er gewisse Fixpunkte, die immer zum Priestersein dazu gehören werden: „Die Nähe zu Gott und die Nähe zum Menschen zeichnet den Priester aus: „Ich kann mir Priester, die mit Menschen nichts am Hut haben wollen, gar nicht vorstellen.“ Was die Aufgaben anbelangt, so ist es für ihn nicht so wichtig, was der Priester tue, solange er bei allem Jesus in die Mitte stelle. Dazu brauche es Offenheit: „Da wir alle nicht wissen, wie es wird, ist es wichtig, dass wir versuchen, die Chancen, die Gott uns bietet zu nutzen. Wir dürfen nicht an einem fixen Bild kleben, sondern müssen offen sein für die Wandlungen.“

Sein Primizspruch: „Herr, auf dich vertraue ich. In deine Hände lege ich mein Leben.“

Zum Priesterwerden gehört Mut

Erzbischof Stefan Heße möchte alle, die sich berufen fühlen, ermutigen: „Wenn es um Berufung geht, kann man manchmal ein bisschen Angst vor der eignen Traute bekommen, regelrecht kalte Füße, so wie Petrus, der auf dem Wasser geht und dann einsinkt. Zum Priesterwerden gehört Mut dazu und zum Priesterbleiben auch.“

Geistliche Berufe ins Gebet nehmen

Was den Hamburger Erzbischof seit dem Studium auf seinem Berufungsweg trägt, ist die Gewissheit, dass es immer wieder Menschen gibt, die für ihn beten. „Darauf verlasse ich mich. Man ist getragen vom Volk Gottes und dessen Gebet. Ich bin der Überzeugung, wir müssen für geistliche Berufe beten, und ich möchte alle im Erzbistum einladen, dies regelmäßig zu tun.“