Bisher hat sich diese Webseite mit den Berufungswegen von pastoralen Mitarbeiter_innen oder Geistlichen beschäftigt. Mit Antonia Heinisch findet nun jedoch eine Öffnung dieser Webseite statt. Denn eine Berufung können Menschen auch in anderen Berufen erfahren – eben wie Antonia Heinisch, Lehrerin an der katholischen Stadtteilschule St. Paulus in Hamburg-Billstedt.
Antonia Heinisch hat sich nach dem Abitur zwar für drei sehr unterschiedliche Studiengänge beworben – wie sie uns erzählt – aber eigentlich nur, weil sie sich die Entscheidung „nicht zu leicht“ machen wollte. Dass sie sich aber letztendlich für das Lehramtsstudium entscheiden würde, stand da schon fest. Ihre Familie und Freunde hat das nicht verwundert. Sie rede ja eh gerne, war die Reaktion der Schwestern.
Doch für die 30-Jährige selbst kam der Moment etwas später, in dem sie so ganz und gar wusste: Die Entscheidung für dieses Studium war goldrichtig.
Seit fünf Jahren ist Antonia Heinisch nun schon Lehrerin für die Fächer Englisch, Biologie und Religion. Zuerst war sie vier Jahre in Baden-Württemberg an einer Gemeinschaftsschule in Sachsenheim angestellt. Doch dann entschied sie zusammen mit ihrem Ehemann, endlich den Traum von einem Leben am Meer Wirklichkeit werden zu lassen. Gemeinsam sind sie also im Sommer 2021 nach Hamburg gezogen. Da sie auch im Norden weiterhin Religion unterrichten wollte, sucht sie eine Stelle an einer katholischen Schule.
„Ich glaube schon, dass Gott mich auf den Weg gestellt hat, wo ich hingehöre.“
Auf die Frage, warum das Lehrerdasein ihre Berufung sei, antwortet die 30-Jährige so:
Antonia Heinisch ist katholisch aufgewachsen und erzogen worden. Da die Familie sehr engagiert in der örtlichen Gemeinde war, wurde auch die junge Frau schnell Messdienerin und dann auch Jugendleiterin. Religion zu studieren, lag da auf der Hand. Auch heute gefällt es ihr, an einer katholischen Schule zu sein. Durch das Kreuz, das in jedem Klassenraum hängt, sind alle Schüler_innen und Lehrkräfte immer miteinander verbunden und bilden eine Gemeinschaft, sagt sie.
Auch wenn ihr Berufungsweg jetzt nicht diesen einen „Berufungsmoment“ hatte – in dem Gott sich meldet und einen ruft – sagt sie schon, dass er sie auf den Weg gestellt hat.
„Okay, es ist herausfordend. Aber ich nehme die Herausforderung an, weil niemand hat versprochen, dass es einfach wird.“
Im Rückblick gab es zwei Situationen, die die 30-Jährige herausforderten. Aber: Sie hat sie gemeistert und kann heute in ihrem Lieblingsjob in ihrer Lieblingsregion arbeiten.
Antonia Heinisch ist eine Powerfrau! Am Wochenende joggt sie gern – immer den Trainingsplan für den Halbmarathon im Hinterkopf – und werktags ist sie bereits eine Stunde vor Unterrichtsbeginn im Klassenraum; bereitet sich selbst auf den Tag vor und schaut, was für ihre Klasse ansteht. Ein richtiges Energiebündel. Doch die Lehrerin weiß auch, dass es „Ruheinseln“ braucht. Sie geht so weit zu sagen: Gerade weil sie ihren Job als Berufung empfindet, muss sie auf sich aufpassen und sich nicht im Job verlieren.
Die 30-Jährige scheint für sich die Balance zwischen Job und Privatleben gefunden zu haben. Aber auf die Frage, ob sie angekommen sei, antwortet sie mit nein.
Immer unterwegs, immer etwas Neues ausprobieren. Nicht stehen bleiben, sondern sich immer weiter entwicklen. Das ist Antonia Heinisch. Auch ihren Schüler_innen möchte sie das vermitteln, dass niemand jetzt gleich perfekt sein muss, sondern dass man sich entwicklen darf. Einen Spruch findet sie dabei sehr hilfreich: „Du kannst. Du wirst. Ende der Geschichte.“ Als Lehrerin möchte sie ihren Schüler_innern vermitteln, dass sie selbstwirksam sind. Sie können etwas voranbringen, einen Unterschied auf der Welt machen.
„Du kannst. Du wirst. Ende der Geschichte.“
Wenn man an den Lehrerjob denkt, geht es natürlich in erster Linie um die Entwicklung der Kinder. Das ist auch richtig. Und wahrscheinlich können die Kinder mehr von der Lehrkraft lernen als andersrum. Doch im Gespräch mit Antonia Heinisch wird deutlich, wie sehr sie auch die Kinder für ihre eigene persönliche Entwicklung braucht. Sie sagt: Sie darf Wegbegleiterin sein. Sie darf die Entwicklung der Jugendlichen mitmachen. Sie darf viele Schicksale teilen. Antonia Heinisch wächst persönlich an ihrem Job. Vielleicht ist auch das ein Kriterium, dass ein Beruf zu einer Berufung wird.