Authentisch, ehrlich, witzig, verständlich und modern! Fünf Worte reichen natürlich nicht aus, um einen Menschen in seiner Gänze zu beschreiben, doch sie reichen aus, um einen ersten Eindruck zu gewinnen – in diesem Fall von Pfarrer Heiko Kiehn. Der 40-Jährige kommt im Kaputzenpulli und leicht verspätet zu unserem Interview. Leicht verspätet, da er noch seine Wäsche aufhängen musste. Sympathisch, denn wer kennt`s nicht?
Heiko Kiehn ist ein Nordlicht. Er wurde in Lüneburg geboren und ist in Lauenburg an der Elbe mit drei jüngeren Brüdern aufgewachsen. 2013 wurde Heiko Kiehn zum Diakon geweiht und 2014 folgte die Priesterweihe. Da war er 33 Jahre alt. Nun ist er seit einem Jahr Pfarrer in der Pfarrei Heiliger Martin im Kreis Pinneberg. Er selbst sagt: „Für viele andere ist es klar, dass sie Priester werden wollen. Für mich mal mehr und mal weniger.“ Die Anfänge:
Der junge Student hatte eine klare Vorstellung zu Beginn der Zeit im Priesterseminar: „So jetzt studierst du, alles wird gut und dann machst du deinen Dienst irgendwann, irgendwo als Pfarrer.“ Doch Leben ist das, was passiert, wenn man gerade dabei ist Pläne zu machen. Mit anderen Worten: Es kam anders.
„Wer mich kennt, der weiß auch darum, dass ich manche Kurve noch mal wieder neu genommen habe.“
Heiko Kiehn zweifelte immer mehr an seiner Beziehung zu Gott. Von einem Gefühl der Berufung war er weit entfernt. Schließlich schloss Heiko Kiehn mit dem lieben Gott einen Deal, aber Gott hielt sich nicht an seinen Teil der Abmachung:
Gott ist treu. Diese drei kleinen Worte sind Heiko Kiehns Primizspruch. Drei kleine Worte, die es in sich haben. Denn diese Treue gibt dem jungen Pfarrer eine innere Gelassenheit. Selbst dann, wenn der Tag wiedermal herausfordernd ist.
Zur Pfarrei Heiliger Martin, die sich nahezu über den ganzen Kreis Pinneberg erstreckt, gehören sechs Kirchen. Hinzu kommen noch viele Orte des kirchlichen Lebens wie die Caritas, der SkF oder auch fünf Kitas. Für die Arbeit des Pfarrers bedeutet das: Viele Verwaltungsaufgaben. Doch – und das ist Heiko Kiehn wichtig – die Seelsorge kommt nicht zu kurz.
„Oder es steht jemand vor der Tür, der sagt: Ich brauche jetzt einfach mal eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde von Ihnen. Meistens versuche ich es dann so einzurichten, dass ich sage: Alles klar. Du bist jetzt wichtig. Du bist da. Und dann versuche ich mir diese Zeit auch zu nehmen.“
Neben seinem Primizspruch lebt Heiko Kiehn nach einem weiteren Leitwort: „Bleiben Sie entspannt.“ Dem Spruch, der eigentlich von Klassik-Radio ist, kann der Pfarrer einiges abgewinnen. Man solle sich nicht zu viele Gedanken bei allem machen, sondern Schritt für Schritt gehen, so Heiko Kiehn. „Ich habe das Gefühl, dass das sehr gut funktioniert.“ Diese Gelassenheit merkt man während des ganzen Interviews. Doch daneben spürt man auch die Motivation, aus der heraus Heiko Kiehn jeden Morgen aufsteht, um sich für die frohe Botschaft einzusetzen. Er will sie nach außen tragen und erlebbar machen. Dabei motiviert ihn einer ganz besonders:
Die Botschaft ist gut. Und dennoch steckt die katholische Kirche in einer Krise. Auch Heiko Kiehn merkt das. Nicht zuletzt daran, dass er mit 40 Jahren zu den jüngsten Priestern im Bistum gehört. Er spricht sogar davon, dass Priester „angefragt“ sind; dass einem nicht immer „Wohlwollen“ entgegengebracht wird. Daher macht er sich Gedanken über die Zukunft der katholischen Kirche. Die Botschaft wird zwar in 50 Jahren noch dieselbe sein, doch eventuell braucht es neue Wege der Verkündigung, so Heiko Kiehn.
Als die Oma Heiko Kiehn damals ermunterte, Ministrant zu werden, hat sie sicherlich nicht damit gerechnet, dass sich ihr Enkel mal für den Beruf des Priesters entscheiden wird. Und auch Heiko Kiehn war das zu diesem Zeitpunkt längst nicht klar. Aber dann hat Gott den jungen Mann einfach nicht gehen lassen wollen. Und diesem Gefühl ist er nachgegangen. Das rät er allen Menschen.
Auch wenn Heiko Kiehn sicherlich ein guter Lehrer geworden wäre, freuen wir uns, ihn hier im Erzbistum Hamburg als Priester zu haben.